Dr. Ernst Feder und die Goethea

Am 29. August 1949 endet Ernst Feder seine Ansprache im Teatro Serrador mit den Worten:

„Bei der Goethefeier von 1932 wurde im Jardim Botanico von Rio eine Goethea gepflanzt und der Wald von Itapeba zum Naturschutzgebiet erklärt, um die noch vorhandenen Exemplare der Pflanzengattung Goethea zu erhalten. Auch bei einem Gedenkakt der Academia Brasileira de Letras wurde auf Anregung des Akademikers Roquette Pinto in den Garten ihres Hauses, des „Petit Trianon“, eine Goethea gesenkt.

Man kann schwerlich eine Ehrung ausdenken, die schöner dem Charakter dieses Landes entspricht, welchem die grossartigste Flora der Erde zugehört und welches so in seinem gesegneten Boden den Goetheschen Geist symbolisch empfing.

Eine Goethea pflanzen – ist dies nicht auch Aufgabe für jeden von uns? Eine Goethea nicht im Sinne der realen Pflanze, die nur in Brasilien und auch hier nur selten anzutreffen ist, sondern im Sinne des von Goethe in seiner „Metamorphose der Pflanzen“ geprägten Begriffes einer Urpflanze, als welche hier der Goethesche Geist zu verstehen ist.

Die Ideen des Humanismus, die von Weimar nach Deutschland, nach Europa, nach den anderen Kontinenten ausgegangen sind, und die wir als einen gesicherten Gedankenbau betrachteten, sind ins Wanken geraten. Der erste Ansturm ist zurückgeschlagen. Aber die Gefahr ist nicht gebannt.

Der Goethefeier soll ein ernster Sinn innewohnen. Der Name Goethe darf nicht eine Posaune nationaler Eitelkeit sein, die man von Zeit zu Zeit über die Grenze bläst, die Goethe erhrung nicht ein Sonntagsgewand, das man nach dem Festtag in der Garderobe abgibt, um wieder an das Tageswerk zu gehen.

Unter dem Titel „Bürgerpflicht“ schrieb Goethe am 6. März 1832, zwei Wochen vor seinem Tode, einen Vers nieder, noch mit denselben klaren Schriftzügen. Vielleicht darf ich ihn so variieren:

„Ein jeder pflanze eine Goethea vor seiner Tür

Und rein ist jedes Stadtquartier.“

Literatur zu Ernst Feder
  • The Diaries of Ernst Feder, in: Jahrbuch des Leo-Baeck-Instituts XIII, 1968

  • Izabela Maria Furtado Kestler: Die Exilliteratur und das Exil der deutschsprachigen Schriftsteller und Publizisten in Brasilien Peter Lang, Frankfurt am Main, Berlin, Bern, New York, Paris, Wien 1992.

  • Paris - eine neue Heimat? Jüdische Emigranten aus Deutschland 1933-1939 Berlin (Duncker und Humblot) 2000 (Zeitgeschichtliche Forschungen, Bd. 5)

  • Marlen Eckl: „Die Blüte des Exils“: Ernst Feder und sein Brasilianisches Tagebuch; in: Rainer Domschke et al. (Hg.): Martius-Staden-Jahrbuch Nr. 54 (2007); S. 103-124.

  • Nachman Falbel: Judeus no Brasil - Estudos e notas, São Paulo 2008. S. 71 und S. 161-163

  • Sylk Schneider: „Ernst Feder und Goethes Liebe zu Brasilien“: in: Schneider Sylk, Goethes Reise nach Brasilien, Weimar 2008 ; S. 17-20.


Literatur von Ernst Feder
  • Heute sprach ich mit ...Feder, Ernst. - Tagebücher. - Stuttgart : Deutsche Verlagsanst., 1971

  • Erinnerungen an Roquette Pinto, Ijui/Rio Grande de Sul : Löw, 1956

  • Thomas Mann; Rio de Janeiro ( : Oficinas gráficas do Jornal do Brasil), 1955

  • O Technion de Haifa: Sua importância e sua origem - Rio de Janeiro : Bloch, 1952

  • Lessing entdeckt Brasilien . - Rio de Janeiro : Ernst Feder, 1952

  • Goethes Liebe zu Brasilien; Ijuí : Löw, 1950

  • Goethes Gegenwart Feder, Ernst. - Rio de Janeiro : Bloch, 1950

  • Begegnungen Feder, Ernst. - Esslingen : Bechtle, 1950

  • Diálogos dos grandes do mundo. - Rio de Janeiro : Dois Mundos Editora, 1944

  • Depois de Hitler, o que? Arcade, Bruno. - Rio de Janeiro : [Selbstverl. d. Verf.], 1942

  • Bismarcks grosses Spiel Bamberger, Ludwig. - Frankfurt a. M. : Societäts-Verl., 1932

  • Paul Nathan. - Berlin : Deutsche Verlagsgesellschaft f. Politik u. Geschichte, 1929, 1. Aufl.

  • Hugo Preuss. - Berlin : Hapke & Schmidt, 1926

  • Holsteins Börsenberichte. - [Berlin] : [Ullstein A.G.], [um 1926]

  • Ludo Hartmann's Stammbuch]Berlin ( : Rudolf Mosse), 1925

  • Politische Porträts Barth, Theodor. . - Berlin : Franz Schneider, 1923, 1.-3. Tsd. Neue Ausg. / bes. von Ernst Feder

  • Theodor Barth und der demokratische Gedanke. - Gotha : F. A. Perthes, 1919


Meinungen zu Ernst Feder
  • "Die Blüte des Exils" -- Marlen Eckl 2007

  • "Ern(e)st Feder, um intectual de alto nível cultural, que imigrou ao Brasil durante a Segunda Guerra Mundial, com excelente formacão humanista" -- Nachman Falbel 2008

  • "Ernst Feder, ehemaliger Rechtsanwalt und Schriftsteller in Berlin, der sich in Rio de Janeiro niederließ, hat in seinem Aufsatz Goethes Liebe zu Brasilien eingehend dargestellt. Dieser Aufsatz ist im Jahre 1951 in dem Jahrbuch der Goethegesellschaft, die ihren Sitz in Weimar, also in der Ostzone, hatte, erschienen. Im Goethejahr 1949 hat auch der Emigrant Thomas Mann, dessen Mutter Julia eine geborene Brasilianerin war, in Frankfurt und in Weimar dem Andenken Goethes durch einen Vortrag gehuldigt. So haben zwei aus Deutschland vertriebene Persönlichkeiten, Thomas Mann und Ernst Feder, die Verbindung zwischen Ost- und Westdeutschland in geistiger Beziehung zu einer Zeit aufgenommen, als eine solche Manifestation in beiden Teilen Deutschlands noch ganz ungewöhnlich war. S. 121f. in Max Hermann Maier - Ein Frankfurter Rechtsanwalt wird Kaffeepflanzer im Urwald Brasiliens, Frankfurt 1975.